Volume 132, Issue 20 p. 7720
Nachruf
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Kilian Muñiz (1970–2020)

Jan Streuff

Corresponding Author

Jan Streuff

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland

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Antonio M. Echavarren

Antonio M. Echavarren

ICIQ, Tarragona, Spanien

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José Manuel González

José Manuel González

Universidad de Oviedo, Spanien

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Martin Oestreich

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Technische Universität Berlin, Deutschland

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Andreas Gansäuer

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Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Deutschland

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Sofia Barluenga

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Université de Genève, Schweiz

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Nicolas Winssinger

Nicolas Winssinger

Université de Genève, Schweiz

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First published: 06 April 2020

Graphical Abstract

Kilian Muñiz verstarb plötzlich am 16. März 2020 im Alter von nur 49 Jahren. Kilian war einer der führenden Akteure auf dem Gebiet der katalytischen (Di-)Aminierungen. Er wird als erstklassiger, leidenschaftlicher Chemiker, wunderbarer Kollege und vor allem als Freund in Erinnerung bleiben.

Kilian wurde am 27. November 1970 als Sohn seines spanischen Vaters und seiner deutschen Mutter in Hildesheim geboren. Von 1990 bis 1996 studierte er Chemie an der Universität Hannover und fertigte seine Diplomarbeit unter der Anleitung von H. M. R. Hoffmann und José (Pepe) Barluenga an der Universität Oviedo an. Danach schloss er sich der Gruppe von Carsten Bolm an der RWTH Aachen an, wo er katalytisch-asymmetrische Diarylzinkadditionen an Aldehyde erforschte und seinen Doktortitel erhielt (1996–1998). Es folgte ein Postdoktorat an der Universität von Nagoya bei Ryōji Noyori (1999–2000). Während dieser Zeit trug er zur Entwicklung bifunktioneller Hochleistungshydrierungskatalysatoren und zu dem Verständnis asymmetrischer rutheniumkatalysierter Hydrierungen bei.

In seiner unabhängigen Karriere widmete sich Kilian besonders großen Herausforderungen auf dem Gebiet der homogenen Katalyse. Er hatte es sich zum Ziel gesetzt, die katalytische Diamination von Olefinen zu “lösen”, die später in seiner Karriere zu seinem Markenzeichen werden sollte. Stöchiometrische Alkendiaminierungen waren seit den 1970er Jahren bekannt, doch erst seine Arbeiten führten zu katalytischen Versionen dieser wichtigen Reaktion. Er begann seine Untersuchungen an der Universität Bonn im Jahr 2001 als Habilitand von Karl-Heinz Dötz. Nach ersten Studien zu osmiumvermittelten Aminooxygenierungen und Diaminierungen erreichte er die erste erfolgreiche katalytische Diaminierung in Form einer intramolekularen palladiumkatalysierten Addition von Harnstoffmotiven an Alkene unter Einsatz eines hypervalenten Iodreagenzes als Oxidationsmittel. Im Jahr 2005 wechselte Kilian dann an die Universität Straßburg, wo er zum außerordentlichen Professor und 2006 zum ordentlichen Professor ernannt wurde sowie einen Chaire d'Excellence der Agence Nationale de la Recherche erhielt. Zu dieser Zeit dehnte sich sein Forschungsfeld schnell aus, und seine Gruppe entwickelte weitere nickel-, gold- und bromidkatalysierte Diaminierungen. 2009 wurde er Gruppenleiter und ICREA-Forschungsprofessor am Institut für Chemische Forschung Kataloniens (ICIQ) in Tarragona, wo er an der nächsten Generation von Aminierungen arbeitete. Kilian konnte zeigen, dass die hypervalente Iodkatalyse ein ausgezeichneter Ansatz für übergangsmetallfreie Diaminierungen ist, und entwickelte gleich mehrere katalytische enantioselektive Aminierungen. Seine Gruppe entdeckte ferner die katalytische Hofmann-Löffler-Reaktion und verwandte radikalische Funktionalisierungen.

Es war Kilians Absicht, originelle, unkonventionelle Chemie zu entwickeln und vor allem neue Reaktivität zu entdecken, was zu den schwierigsten Herausforderungen in der Organischen Chemie zählt. Durch diese Denkweise war er der Zeit voraus, und er konnte sogar einen neuen Forschungsbereich definieren. Er war dabei stets offen für Kritik und schätzte den Rat seiner Kollegen und Freunde. Als leidenschaftlicher Chemiker blieb er bis vor kurzem im Labor aktiv und probierte neue Ideen aus. Kilian war auch ein ausgezeichneter Lehrer. Sein außergewöhnliches Gedächtnis ermöglichte es ihm, ohne Notizen fortgeschrittene Vorlesungen zu halten. Seine Studierenden und Mitarbeiter hatten stets seine volle Unterstützung. Darüber hinaus war er ein Vorbild für wissenschaftliche Integrität und Korrektheit.

Kilian war nicht nur ein hervorragender Chemiker, sondern auch sehr belesen und besaß ein enzyklopädisches Wissen über wissenschaftliche und fiktive Literatur sowie ein ausgeprägtes Interesse an Kultur, Kunst, Geschichte und Politik. Er war Weinkenner und sammelte Antiquitäten, insbesondere signierte Erstausgaben von Büchern berühmter Autoren. Kilian sprach Deutsch, Spanisch, Englisch und sogar Japanisch. Man konnte stundenlang mit ihm über jedes Thema diskutieren, oft scherzen, debattieren oder einfach nur eine gute Zeit haben. Kilian war ein temperamentvoller Mensch, voller Energie und genoss das akademische Leben. Er war ein überragender Gastgeber, und Besuche in Straßburg und später in Tarragona waren ein wahrer Genuss, oft weit über die übliche Kollegialität hinausgehend.

Kilian ist nun auf dem Höhepunkt seiner wissenschaftlichen Karriere verstorben. Die Welt hat einen außergewöhnlichen Chemiker und einen wertvollen Menschen verloren. Seine Kollegen, seine Forschungsgruppe, seine Freunde und seine Familie bleiben in tiefer Trauer zurück. Er wird schmerzlich vermisst.

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