Replikation und Evolution in anorganischen Systemen†
Nach einem Vortrag bei der 111. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte, am 23. September 1980 in Hamburg.
Abstract
Am Beispiel von Schichtsilicaten läßt sich nachweisen, daß das Prinzip der Replikation, d. h. die spontane Selbstvervielfachung eines Informationsträgers, eine allgemeine Eigenschaft bestimmter makromolekularer Systeme ist. Replikationsfehler und Rückkopplung solcher Fehler können zusammen mit dem Milieu zu Varianten mit höherer oder niedrigerer Replikationsgeschwindigkeit führen, also eine Evolution ermöglichen. Aufgrund dieser Erkenntnisse muß man im Zusammenhang mit Fragen nach der Entstehung des Lebens diskutieren, ob die chemische Evolution auf der Erde direkt zum Nucleinsäure-Protein-System geführt hat, also zu dem genetischen Prinzip, das heute von allen bekannten lebenden Systemen verwendet wird. Es wäre auch plausibel, daß sich zunächst einfachere replikationsfähige Systeme gebildet und eine Evolution durchlaufen haben, an deren Ende das Nucleinsäure-Protein-System steht.