Volume 94, Issue 9 p. 603
Editorial
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Werbung für unseren Beruf – brauchen wir das?

Kerstin Lesny

Kerstin Lesny

HafenCity Universität Hamburg

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First published: 01 September 2017

Liebe Leserinnen und Leser,

die vorliegende Septemberausgabe der BAUTECHNIK widmet sich traditionell dem Themenschwerpunkt Bodenmechanik und Grundbau. Auch dieses Jahr wird Ihnen in Beiträgen aus unterschiedlichsten Bereichen, sei es als Hauptaufsatz oder als technischer Bericht, eine große Bandbreite an Projekten und wissenschaftlichen Fragestellungen präsentiert. Sie zeigen damit eindrucksvoll die Vielfalt, den Anspruch und die Komplexität der Aufgaben, die Ingenieurinnen und Ingenieure auf diesem Gebiet des Bauingenieurwesens wahrnehmen.

Oft habe ich jedoch den Eindruck, dass diese Disziplin nicht immer die Beachtung und Wertschätzung erfährt, die wir uns wünschen und die ihr meiner Meinung nach angemessen wäre.

Deutlich wird dies beispielsweise an der Selbstverständlichkeit, mit der z. B. die geschaffene Infrastruktur, seien es Straßen, Tunnel, Brücken oder Bauwerke der Ver- oder Entsorgung, genutzt wird. In der Öffentlichkeit wahrgenommen wird der Bau derartiger Maßnahmen oft nur bei entsprechendem Konfliktpotenzial oder bei spektakulären Schadensfällen (z. B. Stuttgart 21, Kölner Stadtarchiv). Auch der Beitrag von Werner Richwien zum Sachverständigen für Geotechnik im vorliegenden Heft adressiert ein Problem, das im Grunde auf fehlende Kenntnis bzw. Anerkennung der einer bzw. eines Sachverständigen für Geotechnik obliegenden Aufgaben durch andere Beteiligte zurückgeführt werden kann.

Woran mag dies liegen? Vielleicht, weil das grundbauliche „Werk“ wie eine Baugrube nur temporäre Zwecke erfüllt oder wie ein Tunnel im Boden verschwindet? Es ist also nicht unmittelbar sichtbar, nicht „schön“ und kann somit auch keine Preise auf namhaften Wettbewerben gewinnen. Vielleicht endet deshalb bei vielen unmittelbar oder mittelbar Beteiligten das Bauwerk gedanklich in Höhe der Geländeoberkante, während der Teil unterhalb dieser als weniger interessant oder gar als quasi nicht existent wahrgenommen wird. Im Übrigen ist der durch unsere Disziplin selbst geprägte Begriff Geotechnik in diesem Zusammenhang wohl nicht förderlich, da der Begriff „Technik“ den Anspruch der Aufgaben doch nicht reflektieren kann.

Ich denke, uns Vertreterinnen und Vertretern dieser Fachdisziplin ist ihre Bedeutung sicher klar. Es gilt jedoch, diese Einschätzung nicht nur den Fachkolleginnen und Fachkollegen aus anderen Bereichen, sondern frühzeitig den Studierenden des Bauingenieurwesens, potenziellen Bauherren aber letztendlich auch der breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Wir müssen also unsere Disziplin und unsere Projekte noch besser „vermarkten“, als wir es vielleicht jetzt schon tun. Die Kommunikation mit anderen über die Projekte hinaus ist wichtig, und zwar nicht nur bei Schadensfällen und Interessenskonflikten, sondern vor allem auch bei positiven und erfolgreichen Arbeiten, die doch die überwiegende Mehrzahl der Aktivitäten in diesem Bereich darstellen. Dieses Heft mag dazu einen Beitrag leisten.

Kerstin Lesny

HafenCity Universität Hamburg

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      Kerstin Lesny

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