Volume 46, Issue 2 p. 192
Full Access

Book Review

Franzen, J. L. : Die Urpferde der Morgenröte . Elsevier GmbH , Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg , 2007 , 221 Seiten . ISBN-13: 978-3827416803 . € 42, – .

Der Name des Autors ist allen bekannt, die sich in den letzten 30 Jahren für den Ursprung der Pferde interessiert haben und er wird darüber hinaus immer untrennbar mit der Erforschung und dem erfolgreichen Kampf um die Grube Messel, dem heute einzigen Weltnaturerbe in Deutschland, verbunden bleiben. Wer wenn nicht Jens Lorenz Franzen wäre berufen, dieses Buch zu schreiben! Er beschrieb den ersten Fund eines Messeler Urpferdchens mit Mageninhalt und man spürt die Hingabe des Autors in vielen Details und Bildern, aber auch in der entspannten Art darüber zu berichten. Wer wie der Rezensent noch dazu die Gelegenheit gehabt hat, vor 30 Jahren unter der Leitung von Dr. Franzen einen Monat lang in Messel zu graben, der liest dieses Buch auch mit der Emotionalität, die der Autor geschickt in dem Buch verpackt, sei es, wenn es im ersten Kapitel überhaupt um seine erste Pferdebegegnung geht, sei es, wenn die Schönheit der Messeler Funde beschrieben wird. Es ist aber keine Lebensbeichte des mittlerweile pensionierten Abteilungsleiters des Senckenberg, sondern ein durch und durch wissenschaftliches Buch eines heiteren Autors. Er schreibt nicht die belehrenden Kapitel über Fossilisation, die man schon hundert mal gelesen hat, sondern er informiert souverän dort, wo man das Wissen zum Verständnis braucht, und läßt weg, was man hierzu nicht braucht. In prägnanter und für alle lehrreicher Weise erklärt Franzen beispielsweise auf drei Seiten die heute gängigen Methoden der Altersbestimmung von Fossilien.

Das Geiseltal, das Eckfelder Maar in der Eifel und vor allem die Grube Messel haben die frühe Evolution der Pferde, das “ Paradepferd der Paläontologie”, in phänomenaler Art und Weise erhellt, weshalb der Titel des Buches nicht nur wegen der Anspielung auf die griechische Göttin der Morgenröte Eos, nach der das Eozän benannt wurde, so zutreffend ist. Das Eozän ist neben den Pferden der zweite Hauptakteur in diesem Buch. Denn im unteren und mittleren Eozän vor 55-46 Mio. Jahren fand die erste Blüte der Stammgruppe der Pferde statt. Leider wird die sogenannte Ahnenreihe der Pferde in Schul- und Lehrbüchern vielfach simpel dargestellt, zeigen doch die letzten 20 Jahre eine überraschende Vielfalt und in Europa und Nordamerika abwechselnde Radiationen (s. Abb. 11.1.). Besonders die eozäne Radiation der Stammgruppe der Pferde wird in dem ganz überwiegend vorzüglich bebilderten Buch dargestellt. Es fehlt weder das Lorbeerblattfragment aus dem Darmtrakt des ersten Senckenbergischen Urpferdfundes noch die trächtige Stute – jeder Fund für sich fast ein Jahrhundertfund, gäbe es da nicht Messel, wo man solche Funde halt “in Serie” erhält.

Ein ausführliches Kapitel beschäftigt sich mit der Konstruktion und Bewegung bei heutigen Pferden und zeigt die Möglichkeiten, die Erkenntnisse vorsichtig auch auf fossile Vertreter zu übertragen. Sodann wird die Geschichte der Erforschung der Evolution der Pferde mit solcher Detailliebe erläutert, daß auch nicht in der Legende von Abbildung 7.7. der Name des Pferdes von Walter Granger fehlt. Pferde sind tatsächlich Akteure in diesem Buch. Ihre Evolution in den letzten über 50 Mio. Jahren, fast weltweite Verbreitung und schließlich die postglazialen Wurzeln der heutigen Pferde wird, für jeden Leser genußreich zu lesen, dargeboten.

Das für ein breites Publikum sehr empfehlenswerte Buch schließt mit einem Verzeichnis der Ausstellungen zur Evolution der Pferde an verschiedenen Orten in Deutschland.

    The full text of this article hosted at iucr.org is unavailable due to technical difficulties.