Volume 16, Issue 12 pp. 1459-1478
CME-Artikel

Rickettsiosen: Der Hautbefund führt oft zur Diagnose – Eine Übersicht

Marcellus Fischer

Corresponding Author

Marcellus Fischer

Korrespondenzanschrift

Oberstarzt Dr. med. Marcellus Fischer

Abteilung Dermatologie,

Venerologie und Allergologie

Bundeswehrkrankenhaus Hamburg

Tropendermatologie

Lesserstraße 180

22049 Hamburg

E-Mail: [email protected]

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First published: 11 December 2018
Citations: 1

Redaktion

Prof. Dr. D. Nashan, Dortmund

Bis zu 5 % der Safaritouristen sind vom Afrikanischen Zeckenstichfieber betroffen.

Zeckenstichfiebergruppe (spotted fever group)

Eschar und Exanthem sind dermatologische Leitsymptome.

Fleckfieber (engl.: typhus group)

Rezidiv des epidemischen Fleckfiebers (Brill-Zinsser-Krankheit) und das murine Fleckfieber (R. typhi).

Rickettsien sind kleine gramnegative, pleomorphe Stäbchenbakterien.

Die Vermehrung verläuft obligat intrazellulär.

Rickettsien sind hochkontagiös.

Eine Anzucht und Isolierung ist auf den in der mikrobiologischen Routinediagnostik verwendeten Nährböden nicht möglich.

Die Nomenklatur der Rickettsien wird ständig modifiziert.

Die meisten Rickettsiosen sind Zoonosen.

Arthropoden wie Zecken, Flöhe und Milben sind Vektoren.

Die Inkubationszeit beträgt je nach Vektor 2–10 Tage.

Das Rocky-Mountain-Fleckfieber weist eine hohe Letalität auf.

Spezifische Serumantikörper (IgM, IgG) können frühestens gegen Ende der ersten Krankheitswoche nachgewiesen werden.

Eine speziesspezifische PCR-Diagnostik zum Nachweis von Rickettsien aus Biopsie- und Abstrichmaterial gilt als zuverlässige Nachweismethode.

Eine orientierende Labordiagnostik ist in der Anfangsphase einer Rickettsiose oft unauffällig.

Therapie der Wahl ist Doxycyclin (100 mg 2 x tgl. über 10 Tage), Penicilline sind unwirksam.

Die Expositionsprophylaxe ist vektorabhängig.

Diethyltoluamid (DEET)-haltige Repellenzien.

Einsatz von Pestiziden.

Eine prä- oder postexpositionelle Prophylaxe mit Doxycyclin ist bei Epidemien wirksam.

Afrikanisches Zeckenstichfieber (Erreger: Rickettsia africae)

Vektoren sind Schildzecken.

Amblyomma-Zecken suchen ihre Opfer zielgerichtet mit hoher Laufgeschwindigkeit.

Die Durchseuchung von afrikanischen Schildzecken mit Rickettsien beträgt in Endemiegebieten bis zu 100 %.

Leitsymptom an der Eintrittsstelle ist der Eschar.

Bei Mehrfachinfektion können multiple Eschare auftreten.

regionale Lymphadenopathie.

makulöses oder makulopapulöses Exanthem.

Fieber, Cephalgien, Myalgien.

Bei jeder fieberhaften Symptomatik nach Tropenrückkehr muss eine Malaria noch am Tag der Erstvorstellung zwingend ausgeschlossen werden.

Dicker Tropfen und Blutausstrich müssen bei Malariaverdacht ausgewertet werden.

Das afrikanische Zeckenstichfieber nimmt in der Reisemedizin, insbesondere bei Safaritouristen aus dem südlichen Afrika und Tansania, eine wachsende Bedeutung ein.

Prävention: Repellenzien, Stiefel, imprägnierte Outdoor-Kleidung

Mittelmeer-Fleckfieber (Erreger: Rickettsia conorii)

Schwere Verläufe bei Komorbiditäten.

Progrediente Vaskulitiden einschließlich petechialer Einblutungen werden beschrieben.

Rocky Mountain spotted fever (Erreger: Rickettsia rickettsii)

Primäres Erregerreservoir sind Nagetiere und Hunde.

Vektoren des RMSF sind Hunde- und Waldzecken.

Eine erhöhte Infektionsgefahr besteht bei allen Outdoor-Aktivitäten.

In den USA nimmt die Inzidenz zu (ca. 3500 Erkrankungsfälle jährlich).

hohes Fieber mit Kopf- und Gliederschmerzen.

Konjunktivitiden.

kein Eschar.

Ein generalisiertes, kleinfleckiges, teilweise petechiales Exanthem ist hier diagnostisch wegweisend.

pulmonale Symptomatik.

Nekrosen an den Akren.

Unbehandelt zeigt das Krankheitsbild bereits nach wenigen Tagen Krankheitsdauer eine Letalität von 20–80 %.

Aufgrund von antibiotischen Fehlbehandlungen weist die CDC derzeit in Endemiegebieten durch Plakataktionen auf den schnellen und lebensrettenden Einsatz von Doxycyclin (doxycycline saves lives) bei der Vermutung auf das Vorliegen eines RMSF hin.

Das epidemische Fleckfieber war in Europa bis zum Ende des 2. Weltkrieges eine gefürchtete Infektionskrankheit.

Fleckfieberausbrüche in Osteuropa haben in der Medizingeschichte eine große Bedeutung.

Ausbrüche wurden auch nach 1945 beobachtet.

Endemieherde finden sich sporadisch wiederkehrend in den Tropen in kühleren Bergregionen.

Die WHO-Leitlinien sehen bei einem Ausbruch neben einer Massenbehandlung mit Doxycyclin (200 mg als Einmaldosis p.o.) die Anwendung von 1 % Permethrin-haltigem Puder zur Bekämpfung der Kleiderläuse vor.

Das epidemische Fleckfieber beginnt akut mit starken Kopf- und Gliederschmerzen und hohem Fieber. Das Fieber steigt schnell bis auf 40°C an und kann 14 Tage lang anhalten.

Unbehandelt liegt die Letalität bei 10–40 %.

Epidemiologisch bedeutsam ist, dass das epidemische durch Rickettsia prowazekii verursachte Fleckfieber noch Monate bis Jahre nach der Primärinfektion erneut auftreten kann.

Fleckfieber-Rezidive werden Brill-Zinsser-Erkrankung genannt.

Das endemische oder murine Fleckfieber zeigt im Gegensatz zum klassischen oder epidemischen Fleckfieber einen deutlich abgeschwächten Verlauf. Es wird durch Rickettsia typhi hervorgerufen.

Vektoren sind Rattenflöhe.

Infektionen treten an Orten mit hoher Rattendichte auf. Klinisch beginnt es schleichend mit Fieber, Cephalgien und Myalgien. Ein makulopapulöses Exanthem kann Leitsymptom sein.

Zusammenfassung

In Mitteleuropa haben durch Rickettsien verursachte epidemische Fleckfiebererkrankungen, die noch bis in den zweiten Weltkrieg hinein durch ihre hohe Letalität eine Bedrohung darstellten, heute glücklicherweise ihre Bedeutung verloren. Dennoch werden Rickettsiosen in der Tropen- und Reisemedizin in Form des afrikanischen Zeckenstichfiebers bei erkrankten Reiserückkehrern nach einem Safariaufenthalt im südlichen Afrika zunehmend diagnostiziert.

Diese durch Rickettsia africae verursachte Infektionskrankheit (African tick bite fever) geht mit charakteristischen Hautbefunden wie Eschar (tache noir) und Exanthem einher. Ähnliche Befunde finden sich auch beim durch Rickettsia conorii verursachten Mittelmeerfleckfieber (Mediterranean spotted fever). Ein Exanthem ohne Eschar mit deutlich verstärkter allgemeiner Symptomik ist kennzeichnend für das amerikanische Felsengebirgsfieber (Rocky Mountain spotted fever), das durch Rickettsia rickettsii hervorgerufen wird.

Ziel dieses CME-Beitrages ist es, Dermatologen mit dem Krankheitsspektrum der wichtigsten humanpathogenen Rickettsiosen, ihrer Epidemiologie, Übertragung, Klinik, Diagnostik und Therapie vertraut zu machen. Das Erkennen der charakteristischen Hautbefunde und deren richtige Zuordnung ermöglichen oft eine frühzeitige Diagnose. Bei rechtzeitigem Therapiebeginn ist meist eine folgenlose Ausheilung zu erzielen.

Interessenkonflikt

Keiner.

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