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Ueber den pyrituösen Torf, (tourbe pyritueuse,) des Aisne-Departements und dessen Formation
J. L. M. Poiret,
J. L. M. Poiret
Professor der Naturgeschichte an der Centralschule des Aisne-Departements
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References
- p469_*) Ausgezogen aus drei dem National Institute vorgelegten, und im Journal de Physique, T. 8, p. 292, Journal de Physique T. 10, p. 1, und Journal de Physique T. 12, (55,) p. 189, abgedruckten Abhandlungen, welche mir in mehr als Einer Hinsicht merkwürdig zu seyn scheinen.
- p471_*) Unter schlammigem Mergel, (limon marneux.) verstehe ich hier regelmässige Lager, die durch Morastwasser abgesetzt, und noch weich wie Schlamm sind, aus mehrern Erdarten, besonders aus Kalkerde und Thon, mit etwas beigemengtem Sand und Dammerde bestehn, und die zuweilen Schalen von Flussmuscheln und andre Körper enthalten, welche zum Beweise des angegebenen Ursprungs dienen. Ist dieser Schlamm bis auf einen gewissen Grad erhärtet, so dass er die Consistenz eines leicht zu zerbrechenden Steins hat, so betrachte ich ihn als einen Tuff, und zwar als Mergel-Schlamm-Tuff. (tuf marneux limoneux) un den allgemeinen Namen, der den Uebergang einer Erde in Stein, und zwar in den Zustand eines noch leicht zerbrechlichen Steins bezeichnet, näher zu bestimmen. Viele dieser Mergel-Schlamm-Lager enthalten Flussmuscheln in grosser Menge, worunter es jedoch nur höchst wenige Ganze giebt; einige dieser muschelhaltigen Mergellager sind noch von der Schlammconsistenz, andre zu Tuff erhärtet, und noch andre bilden, wie z. B. bei Beaurieux, einen sehr harten pyrituösen Stein, worin die Muscheln verkiest sind, und sich im Zustande sehr glänzender mit silberweissen Punkten durchstreuter Schwefelkiese befinden.
- p477_*) Auch in Monnet's Description mineral. de la France finden sich p. 80 Flussmuscheln erwähnt, die wenige Zoll unter einer 7 bis 8 Zoll dicken Lage de terre végétale pyritisée, welche neben dem Stadtgraben von Soissons 10 bis 12 Fuss tief unter Tage ansteht, und mithin unter einer Schicht Austern liegen, die sich dort fast an der Oberfläcke des Erdreichs besindet. Dass übrigens die verkiesten Muscheln bei Beaurieux wirklich Flussmuscheln sind, scheint mir ausser Streit zu seyn, obschon ich noch keine ganze Muschel von dorther gesehn habe. Die Stückchen sind völlig dieselben als aus dem Torfe bei Soissons, und das Lager, worin sie an beiden Orten vorkommen, liegt zwischen zwei Torflagern und ist fast von gleicher Mächtigkeit.
- p490_*) Poiret scheint mir auf jeden Fall darin zu weit zu gehn, dass er den pyrituösen Torf für älter als das Muschelkalkgebirge der Picardie und von Isle de France ausgiebt. Und könnten nicht grosse inländische Wasserbehälter erst nach Jahrhunderten ihre Dämme durchbrochen, und durch den Ablauf ihrer Gewässer in das Meer die neueste Revolution bewirkt haben, durch welche die Vertiesungen in dem Kalkflötzgebirge und die aufgeschwemmten Lager über dem Torse entstanden sind?
- p492_*) Und zwar in Verbindung mit Kohlenstoff, da die Morastluft bekanntlich Kohlen - Wasserstoffgas und kein reines Wasserstoffgas ist, wofür Poiret sie nimmt. Um sie zu erhalten, muss mar den Sumpfboden mit einer Harke oder einem andern Instrumente umrühren; nur dann erst entbindet sie sich in grosser Menge Dieses schreibt Poiret dem Schlamme zu, welcher die Pflanzen, die sich zersetzen, bedeckt, und durch das sich bildende Gas sich zu expandiren gehindert werde, bis es einen freien Austritt erhalte. Dass indess kleine Lustblasen mit festen Körpern unter Wasser lange und fest cohäriren, ohne darin, so lange alles in Ruhe bleibt, aufzuschwimmen, ist eine Erfahrung, die wir täglich in Gläsern voll Wasser anzustellen Gelegenheit haben, und die dieses Phänomen auch ohne Mitwirkung des Schlammes erklärt. Dass so viel freies Kohlen-Wasserstoffgas im Boden der Moräste manche besondre chemische Verbindungen veranlassen müsse, darin hat Poiret unstreitig Recht.
- p493_*) Diese ist wohl zu schnell geschlossen. Wird auch aller faseriger Torf durch weitere Zersetzung zu Schlammtorf, so folgt daraus doch nicht, dass aller Schlammtorf aus Fasertorf entstanden sey. Dann müssten alle Pflanzen ohne Ausnahme, die unter Wasser verwesen, erst zu Fasertorf werden; das scheint aber gegen die Erfahrung zu seyn.
- p494_*) Der von Vauquelin zerlegte, ( Journal des Mines, No. 25, p. 74,) den ihm die Gemeinde von Rollot zugesandt hatte, war zuverlässig nicht ganz rein. Einen stiptischen Geschmack nimmt er nur dann an, wenn er an der Luft gelegen und sich schon etwas vitriolisirt hat.
- p495_*) Alles Charaktere, die völlig auf unsre Braunkohlen passen, besonders auf die ticfer gelegenen, z. B. auf die für Moorkohlen ausgegebenen zu Ober-Röblingen.
- p496_*) Die Wasserpflanzen sind von dreierlei Art. Einige stehn ganz und immer unter Wassen, und erheben sich höchstens zur Zeit der Besruchtung über die Wasserfläche; andre müssen, um zu bestehn, auf dem Wasser schwimmen; eine dritte Art vegetirt nur, wenn ihre Wurzeln und ein Theil ihres Steils immer feucht bleibt, der übrige Theil der Pflanze aber über das Wasser hervorragt; sie sterben, wenn sie sich nicht bis über die Wasserfläche erheben können. Hierher gehören die meisten Wasserpflanzen, und besonders auch das Torfmoos, (Sphagnum palustre,) welches in den Torfgründen in solcher Menge wächst und die Grundlage des Torfs ist.
- p497_*) Die Lagerung des pyrituösen Torfs in regelmässigen, beinahe blättrigen Schichten, führt auf die Vermuthung, dass er vom Wasser, welches das Moor überschwemmte, aufgerührt worden sey, und dass die leichtern pulverulenten Theilchen sich daraus, mit mehr oder weniger Schlammerde vermengt, nur allmählig wieder niedergesetzt haben. Daraus lässt sich auch die gleichmässige Vertheilung des Schwefelkieses durch die ganze Masse des Torfs und der Mergellager erklären.
- p498_*) Wie sich der Boden allmählig mit Waldung und mit Dammerde bekleidet, davon habe ich in der Barbarei besonders auffallende Beispiele gesehn. Einen Theil der Ruinen des alten Tabarka muss man jetzt mitten in einem dichten Walde suchen. (M. s. meine Reise nach der Barbarei, tome I, p. 72 u. 180.)
- p503_*) Auch die Schwefelkiese unsrer Braunkohlenlager, die sich in einigen Lagern in ausserordentlicher Menge finden, effloresciren insgesammt und zerfallen nach einiger Zeit, selbst wenn man sie an trocknen Oertern aufhebt, indess die Schwefelkiese in den Mansfelder Kupferschiefern und aus den Ganggebirgen des Harzes an denselben Orten völlig unverändert bleiben.
- p503_**) Damit diese merkwürdigen Gypskrystalle in dem mit Schwefelkies durchdrungnen Mergel entstehn können, muss der Schwefelkies, der sie durchdringt, zu schwefelsaurem Eisen effloresciren, und das kann nur an der Luft geschehn. In Wasser habe ich pyrituösen Torf lange Zeit über, ohne dass er irgend eine Zersetzung litt, erhalten. Dann aber entsteht in ihm, wegen der Anwesenheit des Kalks, nicht schwefelsaures Eisen, sondern schwefelsaurer Kalk. In dem Mergel am Orte seiner Lagerung habe ich beim sorgfältigsten wiederhohlten Nachsuchen nicht einen Gypskrystall finden können, ein paar an der Oberfläche, wo die Luft ihn lange berührt hatte, ausgenommen. Derselbe Mergel in Hausen aufgeschüttet, hatte sich dagegen nach 6 Monaten fast durchgängig in Gypskrystalle verwandelt.